Gastbeitrag von Julia Otto
Am Samstag wurde die St. Michael-Kirche in Neidhartshausen erneut zum Schauplatz eines zauberhaften Theaterstücks. Die Märchenspielerinnen und Märchenspieler von Neidhartshausen hielten ihr Versprechen und führten zum zweiten Mal das Stück „Der Wolf und die sieben Geißlein“ auf.
Nachdem die Premiere Ende letzten Jahres auf große Begeisterung gestoßen war, wollten sie all jenen eine zweite Chance geben, die die erste Vorstellung verpasst hatten.
Mit einer beeindruckenden Inszenierung, detailverliebter Kulisse und einem Ensemble von 13 Märchenspielerinnen/Märchenspielern und weiteren Helferinnen und Helfern verzauberten sie Jung und Alt.
Bereits zur Premiere war die St. Michael-Kirche Neidhartshausen bis auf den letzten Platz gefüllt, sodass Zuschauer bis unter das Dach stehen mussten, um das Stück zu sehen. „Da war für uns klar: Wir müssen das Märchen noch einmal spielen“, berichtet Maren Gesell, die das Geißlein Hansi verkörperte.
Die Kirche als Märchenwald
Schon beim Betreten der Kirche fühlten sich die Besucher wie im Märchenland: Blätter raschelten im Kirchenschiff unter den Füßen, Äste und Tannenbäume schmückten die Kirchenbänke, ein kleiner Fuchs begrüßte am Eingang die Gäste und auch eine Nebelmaschine kam an diesem Tag mehrfach zum Einsatz.
„Es war uns wichtig, die Zuschauer mitten ins Geschehen zu versetzen“, erklärt Florian Rudolph, der den Lehrer und einen der Erzähler im Märchen spielte.
Von dem elfjährigen Schlagzeuger Jasper Denner bis zur 75-jährigen Erzählerin Renate Ziller standen mehrere Generationen gemeinsam auf der Bühne. Das ehrenamtliche Engagement und der Gemeinschaftsgeist trugen maßgeblich zum Erfolg bei.
„Das Schöne ist, dass hier Menschen aus verschiedenen Altersgruppen zusammenkommen, die sonst wenig miteinander zu tun haben – und trotzdem viel Spaß zusammen haben“, sind sich Leonie Becker und Maren Gesell einig.
Musikalische Untermalung verzaubert die Zuschauer
Ein besonderes Highlight war die musikalische Begleitung von Lena (Piano) und Jasper Denner (Schlagzeug). Mit einfühlsamen Melodien und kraftvollen Soundeffekten schufen sie eine stimmungsvolle Atmosphäre, die das Märchen lebendig werden ließ.
Besonders die Gesangseinlagen von Lena Denner sorgten für Gänsehautmomente, als ihre klare, sanfte Stimme den Kirchenraum erfüllte und die Zuschauer in ihren Bann zog. „Die Musik hat das Stück auf eine ganz besondere Ebene gehoben“, schwärmte eine Besucherin.
Begeisterte Publikum und ein emotionaler Abschluss
Während der Aufführung fieberten die Zuschauer mit den sieben Geißlein mit, staunten ehrfürchtig über den furchteinflößenden Wolf, brillant verkörpert von Mario Kirchner, und konnten sich vor Spannung kaum auf den Bänken halten.
Besonders für die vielen Kinder wurde das Märchenstück zu einem besonderen Erlebnis. Sie wollten die Geißlein immer wieder vor dem bösen Wolf warnen und verfolgten gespannt, wie plötzlich Rauch aus der Kanzel aufstieg und der Wolf mit dramatischem Trommelwirbel aus dem Ofenrohr von der oberen Empore katapultiert wurde.
„Es war richtig cool! Ich fand es toll, als der kleine Wolf geflogen ist und die Lieder und das Klavierspielen“, erzählt die neunjährige Lotte, die das Stück bereits zum zweiten Mal begeistert verfolgte.
Den Abschluss bildete das gemeinsame Lied „Ich nehm’ dich bei der Hand (SimsalaGrimm)“, das die Darstellerinnen und Darsteller mit großer Begeisterung und einem fröhlichen Schunkeln vortrugen.
Die berührende Melodie und der harmonische Gesang rundeten den Abend perfekt ab. Der tosende Applaus der gut besuchten St. Michael-Kirche bestätigte erneut den Erfolg des Märchenspiels.
Im Anschluss ließen Besucher und Mitwirkende den Abend im Kirchgarten bei Essen und Trinken und blauem Himmel ausklingen. Und für die Zukunft steht bereits fest: Auch Ende des kommenden Jahres wird es wieder ein Märchenstück geben. Welches? „Das bleibt vorerst ein Geheimnis – die Spannung soll schließlich erhalten bleiben!“, so Florian Rudolph.
Gemeinschaftsprojekt aus dem Dorf
Fast das ganze Dorf hat mit viel Herzblut dazu beigetragen, dass auch dieses Märchenstück ein voller Erfolg wurde. Im Februar 2024 wurde das Stück geschrieben, ab Mai 2024 wurden Requisiten genäht, gezeichnet und aufwendig gebaut, und ab Juli begann die Probenphase.
Besonders dankbar sind die Märchenspieler für die jahrelange Unterstützung beim Nähen der Kostüme, bei der Heidrun Amborn stets eine wichtige Rolle spielte, die leider vor kurzem unerwartet verstorben ist. „Wir haben ihre Hilfe immer sehr geschätzt, denn das war alles andere als selbstverständlich“, bedauert Kerstin Bittorf.
So hat sich nahezu jeder aus dem kleinen Dörfchen Neidhartshausen auf die eine oder andere Weise beteiligt, um die Kulisse zu gestalten. Florian Rudolph zeigte sich dankbar für die Unterstützung auch abseits der Bühne: „Viele aus dem Dorf haben geholfen, auch wenn sie nicht direkt auf der Bühne standen – die kann man gar nicht alle nennen“, erzählt er.
Von Probe zu Probe wurden die Ideen für die Kulisse erweitert und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. „Eine Herausforderung war es, alle Beteiligten zu den Proben zu bekommen“, erklärt Leonie Becker, die den Bäcker spielte.
„Nicht immer konnten alle mitüben.“ Zudem wurden kurzfristig Märchenspieler krank, die ersetzt werden mussten. „Doch am Ende haben die Rollen perfekt zu jeder Person gepasst“, fügt sie hinzu.
In den Rollen des Stücks „Der Wolf und die sieben Geißlein“ standen:
Renate Ziller als Erzählerin
Grit Pfotenhauer als Geißenmutter
Petra Schäfer als Geißlein Michel
Maren Gesell als Geißlein Hansi
Jeanette Scheffler als Geißlein Toni
Ines Bräuning als Geißlein Lisel
Christina Huck als Geißlein Kati
Katja Becker als Geißlein Leni
Ute Sattler als Geißlein Gucki
Mario Kirchner als Wolf
Karina Denner als Krämer
Leonie Becker als Bäcker
Sabine Bühner als Müller/Geißlein Kati
Florian Rudolph als Lehrer und Erzähler
sowie Kerstin Bittorf als der „laufende Baum“, der den Vorhang öffnete und schloss.
Musik Lizenzcode: UIHPOQ177FLUG8CD